Eine große Ausstellung kaukasischer Hirtenhunde hatte man
uns versprochen, als wir uns an einem heißen Sonntagvormittag
im Mai auf die Suche nach dem bedeutenden Event irgendwo im Stadtteil
Navtlugi machten. Kaukasische Hirtenhunde fotografieren zu können,
schien uns einen Sonntagseinsatz wert, denn in der freien Wildbahn,
auf den Sommerweiden am Tzrazkaro-Pass haben wir die prächtigen
Hunde immer wieder gesehen, es aber vorgezogen, sie aus weiter Entfernung
und im sicheren Lada Niva sitzend zu beobachten, allzeit bereit,
mit einem beherzten Druck auf das Gaspedal das Weite suchen zu können,
sollten die wachsamen Vierbeiner in uns eine Gefahr für ihre
anvertrauten Schafe und Rinder sehen. Eine Hundeausstellung mit
diesen herrlichen Tieren, alle an der Leine und unter Aufsicht ihrer
Besitzer, das versprach eine besonders schönte Fotostrecke,
auf die wir uns schon lange freuten.
Allein die knapp einstündige Taxifahrt zum Staatlichen Hundesportplatz
machte jedoch schnell klar, dass es sich keineswegs um eine Riesenveranstaltung
handeln konnte, dass man uns - wieder einmal und ganz der Mentalität
des Landes entsprechend - etwas zu viel versprochen hatte. Kann
auch sein, dass wir uns etwas zu viel versprochen hatten, wer
will da richten. Jedenfalls hatte im weitern wie auch näheren
Umfeld der Ausstellung kaum jemand eine Ahnung von dieser Ausstellung.
Trotzdem, mit viel Mühe fanden wir das Areal irgendwo in
einem Seitenquartier der Tscholokaschwili-Straße, indem
ein der Armee zugeordneter "Sport- und Dienstverein der Kinologie
für Professionelle und Amateure Georgiens" sein jährliches
Championat abhielt. Zugelassen waren Hunde aller Rassen, zunächst
für eine "Diensthundeprüfung", dann für
einen Schönheitswettbewerb. 23 Hunderassen waren vertreten,
die Creme de la creme der georgischen Züchter/innen lieferte
sich ein Stelldichein. Ein Treffen wie überall auf der Welt
mit Frauchen, Hunden, Herrchen und medaillen-überhäuften
Champions, nur nicht ganz so mondän wie andernorts. Trotzdem,
das eine oder andere "Frauchen" versuchte schon, auch
auf sich aufmerksam zu machen, gelegentlich blitzte ein wenig
der menschlichen Eleganz auf, die in anderen Breitengraden solche
Ereignisse auszeichnet. Unumstrittene Königin: Eine Dame
mit schwarz-weiß gesprengeltem Hund im Partnerlook, ihr
Schuhwerk war voll und ganz auf das Fell des vierbeinigen Lieblings
abgestimmt. Nebenbei: nur dieser Verein hat die staatliche Erlaubnis,
Hundeprüfungen und Schönheitswettbewerbe durchzuführen.
Die wenigen kaukasischen Hirtenhunde, die zum Schönheits-Schaulaufen
angetreten waren, waren ganz sicher die Stars des Unternehmens.
Derzeit sind aber nur 20 - 30 dieser stolzen Kaukasier beim Hundeverband
offiziell registriert, drei oder vier stellten sich den Juroren.
200 bis 500 $ kostet ein Welpe aus edler Abstammung, in den Dörfern
des Kaukasus kann man sie gelegentlich sogar als Geschenk bekommen,
dann allerdings ohne Stammbaum. Was soll`s, einem geschenkten
Hund, schaut man nicht in den Schlund. Kaukasier sind nach Aussagen
des einzigen Ausstellers nicht schwer zu erziehen, sie sind sehr
genügsam und kaum anspruchsvoll. In den Bergen werden sie
seit Jahrhunderten als Beschützer von Schafherden eingesetzt.
Schade, gerne hätten wir etwas mehr über diesen Rassehund
des Kaukasus erfahren und mehr Fotos von ihm gezeigt. Vielleicht
schaffen wir das später einmal bei einem Ausflug oder einer
Reittour irgendwo rund um Bakuriani. Für diesen Sonntagmorgen
im Mai reichte es dann immerhin doch zu einer hündischen
Allerwelts-Fotostrecke, die ein wenig Normalität im georgischen
Alltag zeigt, der ansonsten doch von Nöten und Sorgen ums
tägliche Überleben geprägt sein soll. Rund 1.000
zweibeinige Mitglieder zählt der georgische Rassehunde-Verband
und nicht alle machen sie den Eindruck, der kleinen Schicht der
oberen Zehntausend anzugehören. Trotzdem muss man schon etwas
Geld erübrigen können, will man einen Rassehund halten.
Für Training und artgerechte Ernährung und Haltung eines
deutschen Schäferhundes, so erfahren wir, muss man schon
gute 50 $ im Monat ausgeben können. Wie sich das mit den
offiziellen Statistiken vom georgischen Durchschnittseinkommen
verträgt, wollen wir ausnahmsweise einmal nicht näher
erörtern.
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