Das aktuelle Georgien-Buch von Rainer Kaufmann hätte just an dem Tag in den Druck gehen sollen, als der Kurzkrieg um die abtrünnige Provinz Südossetien begann. Die Produktion wurde verschoben. Jetzt ist das Buch in den Handel, das erste Buch über Georgien seit den August-Ereignissen, das erste Buch, das u.a. Hintergründe, Vorgeschichte und die Ergebnisse dieses kurzen Waffengangs beschreibt.

Der Autor ist für eine solche Bewertung qualifiziert wie kein zweiter. Die letzten zwei Jahrzehnte hat er als freier Journalist und Unternehmer überwiegend in Georgien zugebracht. Den Übergang von der Sowjetunion bis heute hat er als wohl einziger ausländischer Journalist geradezu nahtlos vor Ort erlebt. Swiad Gamsachurdia, Eduard Schewardnadse, Surab Schwania und Michael Saakaschwili - alle führenden Politiker der postsowjetischen Ära hat er persönlich kennen gelernt und sie journalistisch begleitet, ebenso viele georgische Staatsbeamte, ausländische Diplomaten, Unternehmer und Berater.

So kann Rainer Kaufmann die jüngste Geschichte Georgiens in vielen Episoden erklären und dadurch auch verständlich machen wie kein anderer, vor allem die Ereignisse vom August 2008. Und diese Ereignisse haben ihre Vorgeschichten in den letzen 15 Jahren. Geschichten, die der Autor vor Ort erlebt hat und in seinem Buch plastisch werden lässt.

Nach der Lektüre dieses Buchs, das an vielen Schauplätzen des Landes politische Geschehnisse der letzten zwei Jahrzehnte beschreibt, hat der Leser mehr Hintergrundwissen über das Verhältnis Georgiens zu Russland und zu Amerika - das Szenario, vor dem sich der jüngste Konflikt im August 2008 abgespielt hat - als nach manch einer politik-wissenschaftlichen Abhandlung oder Fernsehdebatte. Und er weiß einiges mehr über die einzelnen Landschaften, die er bereist, als in jedem Reiseführer steht.

Kurzgeschichten über Geschichte, Land und Leute sowie Reise-Beschreibungen zu den wichtigsten touristischen Zielen Georgiens runden das Bild diese Reise-Lesebuchs ab. Über 50 meist ganzseitige Fotos in Farbe und schwarz-weiss - alle vom Autor in 20 Jahren Reisen durch Georgien gemacht - zeigen durch ihre außergewöhnliche Motivauswahl ein intimes Bild Georgiens. Mehrere Übersichtskarten zu den beschriebenen Ausflügen ins Land helfen bei der Orientierung. Das Buch ist trotz seines hohen Nutzens für den Reisenden kein Reiseführer herkömmlichen Stils. Es ist in seiner Art einzigartig, eine Reise-Lesebuch, ein Buch zur Vorbereitung einer Reise, zum Nachlesen während der Reise oder zum Nachbereiten einer Reise zu Hause. Ein Buch auch für alle, die in den letzten Jahren in Georgien waren. Ein Buch, das die letzten zwei Jahrzehnte Georgiens in seiner Jahrtausende alten Geschichte spiegelt.